DEN - Deutsches Energieberater-Netzwerk e.V.

GRE-DEN-Kongress 2018

22.-23. März 2018 / Orangerie Kassel

12. GRE-Kongress: „Vom Mindestwärmeschutz zum Plusenergiehaus – 40 Jahre Gebäudeenergieeffizienz“

 

 

 

Wissenschaftler der GRE und Praktiker des DEN mit 1. gemeinsamem Kongress

Einige Blicke zurück in die Vergangenheit und viele in die energietechnische und klimapolitische Zukunft – die Referenten aus Wissenschaft und Praxis der Energieeffizienz im Gebäudebereich spannten den thematischen Bogen weit beim gemeinsamen Kongress der Gesellschaft für Rationelle Energieverwendung (GRE) e.V. und des Deutschen Energieberater-Netzwerks DEN e.V. Zum 40jährigen Bestehen der GRE hatten beide Organisationen zu der zweitägigen Veranstaltung in die Orangerie in Kassel geladen. Sie konnten über 140 Teilnehmer unter dem Motto der Tagung: „40 Jahre Gebäudeenergieeffizienz – vom Mindestwärmeschutz zum Plusenergiehaus“ begrüßen.

 

„Nur im Austausch von Wissenschaft und Praxis werden Energiewende und Klimaschutz gelingen“ – darin waren sich die beiden Vertreter der Vorstände, Prof. Dr. Andreas Holm (GRE) und Dipl.-Ing. Hinderk Hillebrands (DEN), einig. Zwei Jahre lang hatten ihre Organisationen diesen gemeinsamen Kongress vorbereitet, um ihren intensiven Austausch in Fragen der Gebäudeeffizienz auch nach außen sichtbar zu machen.

 

„Auch erneuerbare Energien sind endlich! Auch mit Ihnen müssen wir sparsam und verantwortungsbewusst umgehen!“ Darauf wies der 2. Vorsitzende der GRE, Prof. Dr. Anton Maas, hin. Insofern sei der Name der GRE, die rationelle Energieverwendung, auch 40 Jahren nach Gründung der wissenschaftlichen Gesellschaft aktueller denn je; nie zuvor nämlich hätten die Erneuerbaren für unsere Energieversorgung ein so wichtige Rolle gespielt. „Die Begriffe ‚rationell und effizient‘ gehören zusammen, so wie Wissen und Können“, sagte Maas. Deshalb sei das Netzwerk von Wissenschaftlern der GRE und Praktikern des DEN auch so wichtig.

 

In seinem „Rückblick auf 40 Jahre Energieeffizienz im Gebäudebereich“ betonte Prof. Dr. Karl Gertis, emeritierter Lehrstuhlinhaber am Institut für Akustik und Bauphysik der Universität Stuttgart, dass ein Altbau nicht durch sein Baualter determiniert werde, sondern durch seinen Energieverbrauch. Deshalb könne ein nichtoptimierter Neubau auch schon ein „altes Haus und nicht zukunftstauglich sein“ sein. Werde der Maßstab so angelegt, betrage der Altbaubestand in Deutschland ca. 95 %.

 

Die derzeitige Gebäudesanierungsrate von unter 1 % reiche bei weitem nicht aus, wenn die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht werden sollen, sagte Gertis. Die Sanierungsrate müsse deutlich auf mindestens 2 bis 3 % pro Jahr angehoben werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Darin waren sich auch viele weitere Referenten und Teilnehmer des Kongresses einig. Wichtig sei gleichzeitig, dass die Qualität der Vorbereitung und Umsetzung der energetischen Baumaßnahmen sichergestellt würden.

 

Am ersten Tag standen die Wissenschaftlichen Entwicklungen und die politischen Rahmenbedingungen im Vordergrund. Prof. Holm betonte, dass ohne die 40 Jahre alte Wärmeschutzverordnung (WSVO) der heutige Energiebedarf der Gebäude 50% höher wäre. Er informierte über den aktuellen Stand der in Kürze abgeschlossenen Gutachten zur Wirtschaftlichkeit für neue Anforderungen im Gebäudeenergiegesetz (GEG).

 

Dr. Alexander Renner vom BMWI zeigte den zeitlichen Rahmen der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie auf und schilderte die Arbeit seit dem Referentenentwurf, insbesondere zur Neubestimmung von Primärenergiefaktoren. Prof. Dr. Bernd Oschatz, Dr. Burkhard Schulze Darup und Dipl.-Ing. Oliver Solcher verdeutlichten in ihren Beiträgen die Komplexität der bauphysikalischen Anforderungen von Niedrigenergiehäusern sowie die Bedeutung qualitätsvoller Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

 

Vor diesem Hintergrund kritisierte der Vertreter des DEN und Landessprecher NRW des Netzwerkes, Dipl.-Ing. Jürgen Lange, dass ein Berufsbild für die Energieberatung nach wie vor fehle. Effiziente Energienutzung sei in vielen unterschiedlichen Sparten notwendig; sie setze sehr unterschiedliches Fachwissen, aber eben auch erhebliche praktische Erfahrungen voraus. Nicht nur im Wohngebäude-, auch im Nichtwohngebäudebereich, in Gewerbe, Industrie und Verkehr sei die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen dringlich. Im Rahmen seines Vortrages stellte er die Ergebnisse und Vorschläge des DEN zur Einführung eines Berufsbildes vor. Damit müsse gleichzeitig auch eine Honorarordnung eingeführt werden, so die Forderung des Netzwerkes. Das DEN e.V. habe intensiv an diesen Vorschlägen gearbeitet, die in Kassel erstmal der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, so Lange.

 

Als weitere Referentin aus den Reihen des DEN erläuterte die Vorstandssprecherin des Netzwerkes, Dipl.-Ing. Marita Klempnow, Nachhaltigkeit und CO2-Bilanzierung bei der Gebäudesanierung sowie die Bedeutung gesunder Baustoffe. Bereits im Grußwort am Vortage hatte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Dipl.-Ing. Barbara Ettinger-Brinckmann, auf historisches und über Generationen gesammeltes Bauwissen verwiesen: „Unsere Vorfahren haben klimaschonend und klimagerecht gebaut, beispielsweise mit Ziegeln an der Küste oder mit Dachüberstand im Schwarzwald. Sie verwandten regionale Baustoffe – da müssen wir wieder hin!“

 

Die DEN-Landessprecherin Sachsen, Dipl.-Ing Stefanie Koepsell, brachte Praxisbeispiele aus Kitasanierungen und sprach über die Bedeutung von Messverfahren und Monitoring  für  die Qualität in der Energieberatung für Nichtwohngebäude. Dipl.-Ing. Peter Ackermann-Rost, DEN-Landessprecher Berlin, zeigte eindrucksvoll an Berliner Projekten, wie optimierte Planung zu optimierten Kosten und einfach guten Gebäuden führt. Die von der „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ (ARGE) erfassten und ausgewerteten Baukosten seien eine wichtige Grundlage für die Wirtschaftlichkeitsdiskussionen, allerdings bisher nur betriebs- und nicht volkswirtschaftlich bewertet.

 

Insgesamt demonstrierte der Kongress die gute Verbindung zwischen Forschung und Praxis in der Zusammenarbeit zwischen GRE und DEN. Beide Organisationen richteten an die Politik die Forderung, lediglich Rahmenbedingungen zu schaffen, aber keine politischen Kenngrößen für technische Berechnungen vorzuschreiben. Die seien Gegenstand von wissenschaftlicher Forschung und praktischer Erfahrung.

 

Teilnehmer und Organisatoren lobten die konstruktive Gesprächsatmosphäre und den fachübergreifenden Austausch während des Kongresses. Prof. Dr. Holm freute sich über die Beiträge aus der Praxis, welche die DEN-Referenten beisteuerten; sie seien die „Hauptspeise im Fünf-Gänge-Menü“ gewesen. Der DEN-Vorsitzende Dipl.-Ing. Hermann Dannecker erklärte: „Wir können klimaneutral bauen, wir wollen es und wir haben Spaß daran!“ Dieser erste gemeinsame Kongress von GRE und DEN sei erst der Auftakt gewesen.

Am zweiten Kongresstag stand unter anderem das Thema Berufsbild der Energieberater im Fokus

Vorträge und Präsentationen:

Sanierungsquote: Welche Fehler wurden gemacht?

Bauen an Beispielen – Sanierung, Stadt/Land, Wirtschaftlichkeit

Ausblick auf das Ordnungsrecht für Neubau und Bauen im Bestand

EnEV 2018/GEG

Besserer Wärmeschutz – Welche Auswirkungen hat das auf den Schallschutz?

Feuchteschutz in (mit) Zukunft

Entwicklung und Herausforderungen der Luftdichtheit von Gebäuden

Zentrale und dezentrale Wärmeversorgung
Nachhaltigkeit und CO2-Bilanzierung, gesunde Baustoffe
Das Berufsbild des Energieberaters

Praxisbeispiele und Qualität in der Energieberatung für NWG

Ist das Plusenergiehaus wirtschaftlich erreichbar?

DIN 4108 – Das neue Wärmebrückenbeiblatt

Bauen ist zu teuer, um es billig zu machen

Das Plusenergiehaus: die zentralen Komponenten und die Frage des Speichers

Informationen zur GRE:

40 Jahre Gebäudeenergieeffizienz – Seit 1978 vereint die Gesellschaft für Rationelle
Energieverwendung e.V. (GRE) als gemeinnützige bundesweite Organisation
zahlreiche Institutionen und Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und
Umweltschutz. Sie bezweckt unter Ausschluss eines eigenen wirtschaftlichen
Geschäftsbetriebes die Förderung von Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz.
Zur GRE

 

GRE DEN KongressFlyer 2018

Highlights im Rahmenprogramm des Kongresses waren die Verleihung des Gerd-Hauser-Preises und die Abendveranstaltung mit musikalischer Begleitung und Live-Cooking.

© DEN e.V. – Fotos von Pamela Faber // GRE+DEN – Fotos von Paavo Blaafield

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